Unsere Fahrt nach Buchenwald
Durch ein Projekt des Adolf-Reichwein-Gymnasiums Heusenstamm wurde es den Schülern der E-Phase ermöglicht, für vier Tage zur Gedenkstätte Buchenwald zu reisen und dort vieles über das ehemalige Konzentrationslager und die damaligen Bedingungen zu erfahren. „Das Thema Nationalismus haben wir bereits mehrfach in der Schule durchgenommen. Wir möchten vor allem mehr Empathie für die Betroffenen entwickeln. Uns interessiert, was sich hinter den Zahlen und Statistiken verbirgt.“, so einige Schüler. Nach einem Vorbereitungstag, in dem wir uns zur Wiederholung mit den Fakten und Statistiken, aber auch dem zeitlichen Hintergrund beschäftigten, ging es dann auch schon los.
Am Mittwochmorgen trafen wir uns um 7 Uhr am Frankfurter Hauptbahnhof. Zuvor hatten sich die heusenstammer Schüler/innen in ihrer Stadt getroffen und waren gemeinsam mit der S-Bahn nach Frankfurt gefahren. In Frankfurt angekommen, stiegen wir dann in einen ICE, der uns nach Erfurt bringen sollte. Nach einer entspannten Fahrt wechselten wir in Erfurt die Bahn und fuhren mit einer Regionalbahn weiter bis nach Weimar. Als wir den rustikalen, aber freundlich wirkenden Bahnhof verließen, strahlte uns die Sonne entgegen. Weimar erwies sich als eine schöne, moderne Stadt, mit großem historischem Hintergrund. Nach einigen Minuten traten wir den letzten Teil unserer Reise an. Nun ging es mit einem Bus hinauf zur Jugendbegegnungsstätte Buchenwald. Hr. Hirte, unser Betreuer für diese vier Tage, hatte sich mit unseren Lehrerinnen abgesprochen und machte gleich einen kleinen Rundgang über das Gelände. Er zeigte uns den Appellplatz, erklärte einige der Gedenksteine und berichtete von den Lebensumständen der Häftlinge. „Ich hab es mir hier viel düsterer vorgestellt. So, wie man es aus Filmen kennt.“, meinte einer der Schüler. „Nun, dies ist eine Gedenkstätte. Die Grausamkeiten, welche sich an diesem Ort abgespielt hatten, sind schon lange vergangen.“, erläuterte Hr. Hirte.
Nach dem Rundgang hatten wir den Abend über Freizeit. Wir machten uns darüber Gedanken, über was wir uns in den nächsten Tagen besonders informieren wollten und mit wem wir arbeiten konnten. Hr. Hirte bot uns ebenfalls an, den Kinosaal zu nutzen. Außerdem stand uns ein Computerraum zur Verfügung. Die Meisten verbrachten den Abend in gemeinschaftlicher Runde. Da alle noch von der Reise erschöpft waren, gingen wir früh schlafen.
Am Donnerstag trafen wir uns um 8 Uhr zum Frühstück. Eine Stunde später begaben wir uns erneut zu der Gedenkstätte. Nun besichtigten wir das ehemalige Krematorium und die Pathologie. Hr. Hirte erklärte uns, was dort geschehen war. Ein mulmiges Gefühl breitete sich aus. Zum Glück konnten wir uns jederzeit, auf Absprache mit unseren Lehrerinnen, von der Gruppe entfernen, wenn es uns zu viel wurde. Nach einiger Zeit in den trostlosen Hallen machten wir uns auf den Weg in das umfangreiche Buchenwald Museum, welches sich in der Gedenkstätte befand. Dort konnten wir selbstständig alles erkunden. Der dreistöckige Ausstellungsbereich war riesig und bot viele Informationen und Ausstellungsstücke der vergangenen Zeit. Auch Interviewausschnitte mit Zeitzeugen waren vorhanden und kleine Videos wurden an Leinwände projeziert. Nach dem Mittagessen trafen wir uns wieder in der großen Gruppe und besprachen, wer nun welches Thema erarbeiten wollte. Hierfür gab es keine Richtlinien oder Vorgaben, aus denen man sich Themen aussuchen musste. Man konnte frei wählen, was einen interessierte. Nach einer kurzen Besprechung gingen wir in die Kleingruppen. Hr. Hirte vergab einige Bücher zur Recherchenhilfe. Außerdem konnten wir das Museum zu den Besuchszeiten nutzen. Nach dem Abendessen trafen wir uns im Kinosaal um gemeinsam ´Nackt unter Wölfen´ zu sehen, einen Film, welcher zum Teil auch in Buchenwald gedreht wurde. Dieser Film zeigte uns einmal mehr, wie schlimm die damalige Zeit war. Viele waren schockiert, was passiert ist. Und da wir uns auf dem Drehgelänge befanden, ging es allen sehr nah. Danach hatten wir wieder Freizeit und konnten den Donnerstag entspannt ausklingen lassen.
Am Freitag war es dann so weit. Heute sollten wir unsere Arbeiten präsentieren. Nach einer kurzen Besprechung in der großen Gruppe verliehen wir unseren Referaten den letzten Schliff. Dann wurde vorgestellt. Dazu hatten wir uns bewusst verschiedene Orte innerhalb der Gedenkstätte ausgesucht, was alles abwechslungsreicher und interessanter gestaltete. Nach einigen Präsenstationen wurden alle stiller, nachdenklicher und betroffen. Wir konnten uns gar nicht vorstellen, was Menschen anderen Menschen so antun konnten. Nach dem Mittagessen fuhren wir gemeinsam in die Stadt Weimar. Dort machte Hr. Hirte eine kurze Stadtführung mit uns. Dabei erhielten wir wertvolle Tipps über die besten Lokale und gute Shoppingmöglichkeiten. 🙂 Nach dem informativen Rundgang konnten wir uns frei in Weimar bewegen. Hier wollten wir auch zu Abend essen. Jeder da, wo er mochte. Wir verabredeten uns am Abend, um gemeinsam wieder zur Jugendbegegnungsstätte hinauf zu fahren. Auf unseren Wunsch hin lud Hr. Hirte uns alle zu einer Nachtwanderung ein. Wer wollte, konnte sich von ihm den Steinbruch und das Außengelände bei Nacht zeigen lassen. Danach gingen wir schlafen. Ein erlebnisreicher Tag lag hinter uns.
Schließlich war es Samstag. Der Tag der Abreise. In einem allerletzten Rundgang, bei dem wir das Warndenkmal und den Glockenturm besichtigten, stellten nun auch die letzten Gruppen ihre herausgearbeiteten Erkenntnisse vor. Im Gruppenraum besprachen wir alles, was uns in den letzten Tagen bewegt hatte und bedankten uns bei Hr. Hirte für seine Offenheit und Hilfsbereitschaft. Nach dem Mittagessen stiegen wir in den Bus, welcher uns hinunter zum Weimarer Hauptbahnhof bringen sollte. Von dort aus ging es zurück nach Erfurt und schließlich nach Frankfurt. In Frankfurt angekommen entließen uns unsere Lehrer.
Es war eine sehr informative Fahrt. Man konnte auch auf der Gefühlsebene viele neue Eindrücke erfahren und wir haben alle viel gelernt in diesen vier Tagen. Trotz dieses ernsten Themas blieb uns der Spaß nicht vorenthalten. Ich würde jedem so eine Fahrt empfehlen, denn dort lernt man Dinge, die man nicht in einem Geschichtsbuch finden kann.
Fotos von Fabian:
Fotos von Julia: